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  "Ans Ende der Welt"
geschrieben von: simon am Donnerstag, 21. August 2003, 12:35 Uhr
 
 
Presse- Infos zum Tierrecht & Tierschutz Dietrich de Frenne, 66, von 1982 bis 2000 tierärztlicher Überwachungsbeamter der EU-Kommission, zur neuen Verordnung über Tiertransporte

SPIEGEL: Die EU-Kommission will die Regeln für Tiertransporte verschärfen. Hilft der neue Verordnungsentwurf den Tieren?
de Frenne: Der Entwurf zeigt einige gute Ansätze. Ich bin dennoch nicht zufrieden, weil die zentrale Forderung nach einer eindeutigen zeitlichen Begrenzung nicht erfüllt wurde. Insofern stellt der Entwurf sogar einen Rückschritt dar: Der bisherige Grundsatz, nach dem Tiere "nicht länger als acht Stunden transportiert werden" dürfen, ist aufgegeben. Die Vorschrift war allerdings durch Ausnahmeregelungen nur Papier.

SPIEGEL: Wie lange dürfen die Transporte künftig dauern?

de Frenne: Bedenklich ist, dass nach den Vorstellungen der Kommission die nun vorgeschriebene Abfolge von neun Stunden Rollzeit und anschließenden zwölf Stunden Ruhezeit beliebig oft für einen Transport wiederholt werden kann - bis ans Ende der Welt. So ergäbe sich bei einer nicht außergewöhnlichen Rollzeit von 67,75 Stunden, dokumentiert für einen Pferdetransport von Weißrussland nach Sardinien, einschließlich Pausen eine Gesamttransportzeit von 151,75 Stunden, also 6,3 Tagen.

SPIEGEL: Die Tiere sollen während der Pausen auf dem Laster bleiben - ist das erholsam?

de Frenne: Tiere sind keine Automaten, die man zwecks Ruhigstellung abschalten kann. Jedes Tier ist ein Individuum, das verschieden reagiert. Von Pferden ist bekannt, dass sie in stehenden Fahrzeugen so unruhig scharren, trampeln und schlagen, dass der Transporter heftig schwankt. Wie soll es da Erholung geben?

SPIEGEL: Sind hinreichend Kontrollen vorgeschrieben?

de Frenne: Dazu kann Brüssel Vorgaben machen, die Kontrollen vor Ort sind jedoch Sache der Mitgliedstaaten. Der Eifer der Behörden in den einzelnen Ländern ist sehr unterschiedlich, es gibt ein Nord-Süd-Gefälle. Auch in Drittländern, die bei Ausfuhren in die EU nach der alten Vorschrift die Transportrichtlinie einzuhalten haben, sind die Kontrollen am Versandort oft unzureichend. Besonders aus Rumänien werden immer wieder misshandelte, völlig unzureichend versorgte Schlachtpferde in die EU verschickt. Hier gibt es eine Verschlechterung: Die neuen Vorschriften sollen für Importe aus Drittländern nicht gelten.

SPIEGEL: Tierschützer fordern schon lange, die Tiere vor Ort zu schlachten und statt des lebenden Tieres das Fleisch zu transportieren. Warum ist das so schwer durchzusetzen?

de Frenne: Ich bin der Auffassung, dass Schlachthöfe nicht weiter als 200 bis 300 Kilometer vom verkaufenden Hof entfernt sein sollten. Die EU-Kommission kann zwar als Hüterin des freien Wettbewerbs nicht vorschlagen, dass immer der nächst gelegene Schlachthof benutzt werden muss, aber sie sollte zumindest Exzesse nicht dulden - beispielsweise die gängige Praxis, dass Mutterschafe als alte, gebrechliche und kranke Tiere noch von Spanien über Frankreich und Italien nach Griechenland reisen müssen, um dort geschlachtet zu werden.

 
 
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